Ei, da ist Musik drin

Dezember 14th, 2008

Paule, was haste denn da gelegt? So oder so ähnlich hat man Monsieur Andreus Werk bei der Eröffnung der neuen Chinesischen Staatsoper kritisiert. Nicht chinesisch genug sei sein Entwurf. Und das, wo er nur einen Steinwurf vom Tian’anmen Platz entfernt steht. Frechheit!

Nach fünf Jahren Bauzeit und einem ganzen Haufen Glas und Titanium stand der neue Hörsaal für 2.416 Opernbegeisterte nun also so da rum und erntete westliches Lob und östliches Unverständnis.

Wenn man den musikalischen Gugelhupf so umrundet und ihn im Gesamtzusammenhang mit der teils klassisch chinesisch, teils solzialistisch geprägten Stilumgebung betrachtet, fragt man sich in der Tat, ob das ein Ufo, ein Weltraumpickel oder ein Riesenhaufen Wackelpudding ist. Der Gestaltungsbruch ist in etwa mit dem des Louvre zu vergleichen.

Bei den sich ergebenden Fotomotiven muss man jedoch nach ein, zwei Umrundungen der Schüssel gestehen, dass Herr Andreu nicht vollkommen ins Nippelnirvana abgeglitten sein dürfte. Die von Wasser umringte fließende Form drängt sich weniger auf, als gedacht und verströmt weitaus mehr Emotionen, als Form- und Materialwahl vermuten lassen. Zwar läßt der Bau tatsächlich jede Anlehnung an asiatische Baukunst vermissen, bleibt sich selbst aber gerade aus diesem Grund sehr treu und verkörpert so auf gewisse Weise genau das, was Oper selbst auch ist: Kunst.

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