Archive for the ‘Einfach so’ Category

Brumm zum Abschied leise schlürf

Donnerstag, Juli 29th, 2010

Nachdem mein hauseigener Aston Martin Dealer (auf dem Foto spassiger Weise mit einem Lamborghini im Anmarsch) Anfang des Jahres Reissaus nahm, um an anderer Stelle in Peking mit deutlich größerer Verkaufsfläche noch mehr Absatz zu genieren, war für einige Monate Ruhe im Erdgeschoss.

Man versuchte mir die bange Zeit nach Auszug der Vantages und DB9 etwas zu erleichtern, indem man großflächige Wanddekorationen mit Aston Martins neuestem Wurf, dem Cygnet anbrachte. Aber dieser ist eigentlich ein oller Toyota IQ und kommt sowieso nur auf dem Markt, damit der englische Rennstall die Flotten CO2-Werte halten kann. WENN er denn auf den Markt kommt, das ist noch nicht sicher. Aber sicher ist, dass er den verlorenen Anblick der großen Brüder nun einmal nicht ersetzen kann.

Nun aber ist die lange Zeit des Sinnierens nach einem Nachfolger-Shop vorbei. Es tut sich was hinter vorgehangenen Planen. Endlich hat man passenden Ersatz gefunden, es war wohl nicht leicht. Was soll schon in die gummierten Fusstapfen eines Renn-Engländers treten können?

Die Antwort findet einen direkten Weg in die Nase. Dort wird qualmendes schwarzes Rund gegen dampfendes schwarzes Rund ersetzt. Man schickt sich an, einen Nespresso Shop zu eröffnen. Komplett mit allem, was man aus einer deutschen Nespresso-Boutique kennt. Sogar inklusive goldbekapselter roter Türen, die nach Verbotener Stadt ausschauen. So hat man also meine liebste Automarke mit meiner liebsten Kaffee-zuhause Marke ersetzt. Welch aufmerksame Geste Richtung bohnentrinkendem Ausländer im Land des grünen Tees!

Da werde ich in Zukunft wohl etwas als vorher häufiger Kunde im eigenen Haus sein. Ich frage mich allerdings, wann ich wohl der Aston Martin – Lamborghini Analogie folgend das erste Mal eine Lieferung Starbucks vor den versiegelten Toren der Patronenmaschinen entdecke!

Kritzeleien

Freitag, Juli 23rd, 2010

Wir erinnern uns – als ich damals hier ankam, stellte ich fest, dass es kein Graffiti an den Wänden gab. Es dauerte eine Weile, dies zu bemerken – Irgendwie erschien alles so sauber. Klar, ich lief nur im Central Business District herum, aber dennoch – irgendetwas war ganz klar anders.
Es ist schon interessant, wie sehr man sich an das sprühende Sozialmauern zuhause gewöhnt. Es ist einfach überall und deshalb schon fast wieder unsichtbar.
“Jemand hat an den Eiffelturm gesprayed!” Und die weiteren Nachrichten: Die Erde dreht sich noch.

Lästig ist es aber schon. Und kein hippes Neuzeitwort wie “Street Art” kann die Tatsache verschleiern, dass die meisten Färbereien nicht nur hässlich sind – darüber liesse sich immerhin noch streiten, sondern dass sie oft illegal angebracht werden und fremdes Eigentum beschädigen oder zumindest die Lebensqualität mancher Menschen.

Und doch haben wir uns so sehr daran gewöhnt, die täglichen Farbmurmeleien zu ertragen, dass es ein beinahe verstörender Anblick ist, vor langen Mauern ohne tropfend Botschaften zu stehen. Und in Peking sind die Mauern so sauber wie am ersten Tag. Na, zumindest dachte ich das.

Es dauerte wieder einmal eine Weile, um festzustellen, dass der Mauern Weste nicht so weiss war wie es schien. Nur muss man hier nach etwas anderem suchen.

Sie sind klein, zumeist schwarz oder rot und sie tragen lange Zahlenreihen. Man findet sie auf Mauern, auf dem Boden und auf Kantsteinen. Das, was man hier erblickt sind jedoch keine hilflosen Schreie à la Hallo-Welt-ich-bin-hier-bitte-nehmt-mich-wahr-bitte-bitte, sondern entspringt viel mehr einem ausgeprägten Geschäftssinn. Immerhin sind wir in China.

Einen neuen Ausweis gefällig? Ein Hukou (offizielle Registrierung) oder eine sonstige Form der Identifizierung nötig? Da kann man aushelfen. Den Führerschein ‘verloren’? Die Trauer kann ein schnelles Ende haben! Wenn irgendetwas auf dem offiziellen Weg schwierig zu besorgen ist – die sprühende Leidenschaft schafft es im Nu heran. Sicher, man findet nicht gerade einen Kundendienst am anderen Ende der Telefonnummer und eine Quittung oder Rechnung für die Leistungen darf man auch nicht erwarten, aber dachte sich der geneigte Leser wahrscheinlich bereits.

Interessanterweise sind die meisten der Telefonnummern übermalt. Es scheint eine beträchtliche Armee der pinselnden Gerechtigkeit zu geben, die dafür verantwortlich zeichnet, Zahlen aus der Welt zu streichen. Lustig nur, dass sie tatsächlich nur die Ziffern überdecken. Man sollte denken, dass sie das gesamte fadenscheinige Angebot mit dem Mantel der Gleichgültigkeit überdecken. Warum die Nummer entfernen und mit dem verlockenden Angebot weiterhin die Menschen auf dumme Gedanken bringen?
Manchmal wird auch in der Tat alles übermalt. Oft jedoch nicht. Und selbst wenn, dann ist die Farbe ab und an so dünn, dass leicht alles darunter liegende durch scheint. Aber hey – wir haben es weggepinselt, also sagt uns nicht, wir würden unseren Job nicht erledigen!

Und so ist die Stadt auf eine seltsam poetische Weise gefüllt mit tausenden Aufrufen, die eigene Identität zu erneuern oder gar zu verändern.

Ab und an sieht man auch jemanden mit dem Fahrrad vorbeifahren, kleine Papierschnipsel auf den Gehweg streuend. Mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt schaut er dann in eine andere Richtung, während ein unablässiger Fluss kleiner Kärtchen aus seiner Tasche einen papierenen Pfad hinterlässt. Eine weitere Schicht halbseidener Angebote. Vergänglicher zwar, aber nicht weniger illegal.

Da meine Papiere derzeit glücklicherweise alle in Ordnung sind, habe ich für derartige Leistungen keinen Bedarf. Ich warte noch dringend auf das Angebot nach mehr Freizeit und Ausgeglichenheit. Das allerdings wäre in der Tat eine kostbare Leistung.

Herum falsch

Freitag, Juni 18th, 2010


Wie hiess eigentlich Konfuzius mit Vornamen? Horst? Joachim? Walter oder Knut? Oder war “Konfuzius” vielleicht sogar sein vorderster Name und keiner von uns kennt ihn hintenrum? In dem Fall hätte ihn seine Mutter vielleicht “Fuzi, Essen fertig” gerufen, wenn es Zeit war, das Anfängerset “Philosophie mit Kreide und Knete” in den Spielekasten zu räumen.

Was da so amüsant anklingt beherbergt tief im Innern hinter der Lachfalte eine ganz interessante Problematik – die der Vor- und Nachnamen-Verteilung jenseits des Spitznamengebirges. Irgendwie hat das ja jeder schonmal irgendwo mit einem Ohr gehört. Da war doch was, wie war das noch gleich? Schreiben die Chinesen von rechts nach links? Ach nee, das waren die Japaner, quatsch Moment, die kritzeln von oben nach unten. Ja, aber danach dann von rechts nach links. Wie die Araber. Bloß sind die keine Asiaten, jedenfalls die meisten nicht. Aber das führt nun doch ab vom Thema.

Das einzige, was, zumindest nach unserem Ordnungsverständnis, im Chinesischen von rechts nach links läuft, ist die Namensgebung. Hu Jintao, Wen Jiaobao und sogar Herr Li – sie alle tragen den Nachnamen vorne (das wirft jetzt die grundphilosophische Frage auf, ob man den Nachnamen überhaupt noch so nennen darf, aber wir wollen uns mal besser keinen Knoten in die Gehirnwindungen denken).

Genosse Parteivorsitzender wird also nicht fröhlich mit “Huhu Hu” angewunken, wenn er mit seinem Hollandrad um den Teich strampelt. Vielmehr heisst es da höflicher “Juhu, Herr Hu”. “Hu” heisst übrigens auch Bart, und das ist auf der amerikanischen Seite nun wieder ein Vorname einer ökonomisch nicht allzu unerfolgreichen Zeichentrickserie. Witzigerweise ist Bart Simpson ausgerechnet gelb. Ob das was zu bedeuten hat?

Der Chinese dreht jedenfalls seine Namensnennung um und fängt hinten an. Und das macht er bei vielen Dingen. Herr Meyer stellt sich so vor: Guten Tag, ich bin Hans Meyer, arbeite als Ingenieur bei Siemens in München, Deutschland.

Sein Geschäftspartner, der Herr Zhang hingegen tut selbiges auf folgende Weise: Guten Tag, ich bin Zhang Yu, arbeite in China, Peking bei Honhai als Chefinspekteur.

Böse Zungen würden nun behaupten, sie hätten immer gewusst, die Chinesen wären alle irgendwie hintenrum, aber der Grund ist wohl eher in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Wichtigkeit des Einzelnen zu suchen. Im Westen zählt das Individuum. Überspitzt formuliert hält ein jeder sich für das Größte, das die Welt je gesehen hat. Im Osten zählt die Gemeinschaft, der einzelne sieht sich nur als ein funktionierendes Rädchen irgendwo hinten in der großen Maschinerie. Das Grundverständnis der eigenen Identität erkennt man auch an der Antwort auf die Frage “Wie heisst Du?”. Von links kommt daraufhin “Hans” und von rechts “Zhang”.

Leider ist dieses Wissen zwar interessant, aber oftmals doch nutzlos. Oder zumindest sorgt es für zusätzliche Verwirrung. Denn da sowohl manche Chinesen, als auch manche Westler aufgeklärt dem jeweils anderen entgegenkommen möchten, findet sich ein buntes Sammelsurium an Kombinationen auf Visitenkarten und Dokumenten:

Vorname Nachname
Vorname NACHNAME
Nachname Vorname
NACHNAME Vorname
Nachname, Vorname

und sogar Vorname, Nachname

Und da die Namen des jeweils anderen Kulturkreises sich zumeist nicht selbsterklärend als Vor- und Nachname zu erkennen geben (Wang Bing? Oder Bing Wang?), muss man eben doch immer fragen und kommt sich ziemlich immer wieder vor wie ein Tourist.

Dumm nur-auch das Fragen hilft nicht unbedingt weiter. Man muss schon wissen WIE man fragen soll. Das bringt und zurück zu eingangs erwähntem Umstand, dass der “Nachname” als solcher im Chinesischen nicht existent ist.
“Ist Wang ihr Vor- oder Nachname?” resultiert folglich in einem ratlosen Gesicht beim Gegenüber. Ganz der Wahrheit entsprechend wird er entgegnen “Wang ist … mein Name”. Ach was? Is klar, Rumpelstilzchen, nur welcher? Das bringt sein Oberstübchen derart zum kochen, dass außer Qualm nichts weiter aus ihm herauskommt. Er versteht nicht, weshalb man nur einen Teil seines Namens wissen will. Zwar weiss er den Unterschied zwischen Familien- umd gegebenem Namen. In China aber nennt man sich entweder mit Spitznamen, einem Konstrukt aus Titel+Nachname oder der vollen Namenskombination. Und dann eben erst den Nachnamen gefolgt vom Vornamen. Oder wie auch immer man das jetzt bezeichnen soll.

Wer weiss, vielleicht hat in dieser Tatsache der alte Spruch “die letzten werden die ersten sein” seinen Ursprung?

Eine Stelle mehr

Samstag, Januar 2nd, 2010

happy 2010Es ist wieder einmal so weit: Das Kalenderblatt wechselt den Nachnamen und zeigt ab sofort zweistellig an, was Sache ist.
In Peking hat es zur Feier des Tages gleich einmal im Dauereinsatz geschneit, und nun sieht’s aus wie in Deutschland. Das verstehen wir mal als Brückenschlag und damit also ein winterlicher Gruß an alle da draussen.

Das Aufrücken von 09 auf 10, also von Einstellig-auf Zweistelligkeit sollte an eines erinnern: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird niemand von uns das Aufrücken der nächsten Zählerstelle erleben. Die Null nach der Zwei wird uns für den Rest des Daseins begleiten.

Seien wir uns also einfach mal der Tatsache bewusst, dass wir nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde herumhüpfen dürfen und nehmen uns für 2010 vor, nichts auf morgen zu verschieben, was wir heute noch und so weiter. Also bleibt gesund und freut euch des Lebens. Gefälligst. Denn das findet gerade in diesem Moment statt.

Ein frohes neues Jahr!

Niemand hat die Absicht…

Montag, November 9th, 2009

Ulbricht war ein oller Lügner, aber das ist ja kein Geheimnis. 25 Jahre später, am 9. November 1989 wurde seine Lüge dann gottlob dem Boden gleich gemacht.

Bundesarchiv_Bild_183-1989-1109-030,_Berlin,_Schabowski_auf_PressekonferenzAls an dem Tag gegen 19:00 Uhr in Ost-Berlin diese folgenschwere Pressekonferenz stattfand, war ich grad in der Schule und wusste von nichts. Für mich war es ein normaler Vormittag im US-Bundesstaat Illinois. Von dem Ereignis, das den Kalten Krieg beendete, habe ich erst am Abend erfahren. Meine Gastmutter kam ins Zimmer und meinte, in den Nachrichten hätten sie gerade den Fall der Berliner Mauer verkündet.

Ich weiss noch ganz genau, was mir damals durch den Kopf ging: “Ja, klar, sicher doch – die Amis verstehen aber auch gar nichts.” Daran, dass die Meldung stimmen könnte, habe ich keinen Gedanken verschwendet. Stattdessen musste ich mich erst einmal gehörig darüber aufregen, wie wenig man dort von Geschichte und Geografie verstand. Wenn man es täte, käme man niemals auf solch dumme Schlagzeilen.

The Berlin wall is openAls ich dann die Fotos von den Menschen sah, die oben auf dem Bollwerk standen und feierten, war ich schlicht fassungslos. Diese Bilder haben noch heute Symbolcharakter. Aber zu der Zeit waren sie mit gesundem Menschenverstand nicht zu begreifen. Nicht, wenn man ein Leben lang mit einer der seltsamsten Grenzen aufwächst, die Menschen je gebaut haben. Natürlich habe ich immer die Hoffnung gehabt, dass sie eines Tages verschwinden würde, aber genau so habe ich gehofft, dass wir irgendwann wie Captain Future mit schwebenden Autos durch die Gegend fliegen. Angesichts von Feinstaub-Debatte und Abwrackprämie sehen wir ja, wie realistisch das ist.

Zu der Zeit der Grenzöffnung wäre ich damals gerne in Deutschland gewesen, um das WM-Gefühl aus der Nähe zu erleben. Warum musste ich auch ausgerechnet in dem entscheidenden Jahr weg sein? Das alles aus der Ferne zu betrachten hatte dann aber einen äussert interessanten Nebeneffekt:

In Zeiten vor Handy und Internet war die Hauptinformationsquelle das gedruckte Wort. Und das musste seinen Weg erstmal über den großen Teich finden. Mir standen also neben den amerikanischen Nachrichtenbeiträgen im Fernsehen hauptsächlich wochenalte Magazinbeiträge aus Deutschland zur Verfügung. Und private Briefe. All diese Quellen haben aber freilich vor allem eine Charakteristik: Sie fassen die Dinge recherchiert zusammen und stellen sie in einen Gesamtzusammenhang, statt die Meldungen wie heute im Netz rasend schnell und ungefiltert durchzureichen. Ich konnte die Geschehnisse also mit internationalen Augen sehen und die Gesamtheit betrachten, ohne mich zu stark in Details zu verlieren.

(mehr…)

Ein Markt macht sich bereit

Donnerstag, Oktober 29th, 2009

IMG_0366

Nanu, das Logo kenn ich doch?

Als ich auf dem Nachhauseweg an dem THE PLACE Shopping Center vorbei kam (das mit dem mächtig großen Bildschirm), traute ich meinen Augen nicht: Da schwebte ein überdimensionales Apple Signet über mir. War das etwa eine Hommage? Wir erinnern uns: als ich letztes Jahr hier antrabte, tat man mir den Gefallen, direkt vor meinem Bürofenster ein iPod Plakat aufzuhängen. Und nun, zum Jubliäum, scheint man einen Schritt weiter zu gehen.

IMG_0319Ein 60x20m großes Areal unter diesem Logo macht sich fein für den morgigen Tag. Dem Tag, an dem in China endlich offiziell das iPhone von Apple verkauft wird: Weiss betuchte Stuhlreihen, eine große Bühne, Catering und unzählige Aktivierungsterminals warten auf die, die sich durch die meterlang abgesperrten Warteschlangen kämpfen. Dass diese Terminals alle Windows PCs (!?) sind, macht sofort klar: Das ist hier keine Apple Veranstaltung, sondern von China Unicom, der Vertrags-Telefongesellschaft.

IMG_0325IMG_0323Ob sich hier morgen wirklich derart viele Leute drängeln werden? Man darf zweifeln. Einerseits ist der Markt bereits von unzähligen Hong Kong – iPhones durchzogen, andererseits hat die chinesische Festland-Variante ja einen bekannten Haken: Kein WLAN. Die Regierung wollte das so. Man fürchtet, zu viele Menschen könnten sich unkontrolliert in offene Netze wie z.B. bei Starbucks einwählen und Blogs schreiben. Diese könnten anti-Regierung sein und dann weiss man nicht, wem man einen freundlichen Besuch zuhause abstatten muss. ––Äh, Herr Li? Ich finde euch ganz klasse und so! Weisste, ne?

IMG_0361Jedenfalls scheint man seinem eigenen Network nicht recht über den Weg zu trauen, denn direkt vor dem Gelände parkt ein LKW mit mobilem 3G Funkmast. Besser, die Menschen haben zumindest für ein paar Minuten nach der Aktivierung das tolle Gefühl eines schnellen Netzwerks, sonst beschweren sie sich eventuell noch an Ort und Stelle. Und dann verliert einer die Nerven und ein anderer sein Gesicht.

Platonisches zum Jubiläum

Dienstag, Oktober 13th, 2009

SokratesIch weiß, dass ich nichts weiß.

Sokrates, Du alter Ado-Goldkantenträger! Knappe zweieinhalbtausend Jahre sind seit Deines grübelfundierten Ausrufs vergangen. Das Denken und Werten eines ganzen Kontinentes hast Du auf diese Weise in Grundfesten erschüttert, neu ausgerichtet und musstest dafür schließlich in die ewigen Olivenfelder gehen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass derart Tiefgreifendes ausgerechnet vom platonischen Streber selben Names weitergetragen wurde, weil der Herr Philosoph nun einmal schreibfaul war. Oder er wusste, dass er auch nicht wusste, wie man schreibt. Nunja, man weiß es nicht.

Die Erkenntnis der wissensbehafteten Nullrunde schickt sich jedenfalls in diesem Moment an, einen weiteren Kontinent für sich einzunehmen. Wenden wir uns nun also voller Spannung dem dafür Anlass gebenden Grund zu:

Wir schreiben den 13. Oktober. An und für sich jetzt kein Grund, in hochtrabende philosophische Bekenntnisse auszubrechen, wäre da nicht der kleine Umstand, dass es heute genau 6 Monate her sind, seit ich meinen Blogeintrag zum Halbjährigen geschrieben habe. Da wir heuer also folgerichtig den ersten Jahrestag begehen (und zwar um genau 12:55 Uhr Ortszeit, bzw. 06:55 Uhr MEZ), ist es an der Zeit für eine Momentaufnahme, ein Fazit und einen Blick in die Zukunft.

Die auf alle drei Teile passende Antwort bringt uns zurück zu Hellas’ Sohn. Wie anmaßend wäre es zu behaupten, nach so kurzer Zeit etwas über das Leben in der Fremde wissen zu wollen? Sicher, zwölf Monate sind mehr als die ein oder zwei Urlaubswochen mancher Besucher. In dieser Zeit kann man auch bereits entfernt von Einleben sprechen. Aber wirklich etwas wissen?

ChinaIch bin weder Kulturjournalist, noch Fotoreporter, und habe noch immer viel zu wenig Berührung mit dem ‘wahren’ China gehabt. Dem China, das weniger Ähnlichkeit mit Disneyworld oder Chicago hat. Dem China, in dem man auch nicht das kleinste bisschen Englisch spricht, und in dem Kaffee und Sandwich quasi Unbekannte sind. Dieses China läge nicht einmal unglaublich weit weg, sondern begönne bereits dort, wo man sich noch als Beijing zugehörig bezeichnen würde – nur wenige Kilometer vom jetzigen Schreibort aus entfernt. Ich weiß also, dass ich nicht weiß wie es ist, das wahre China.

Wie kommt es eigentlich, dass Orte, die sehr nah sind, doch so weit weg erscheinen, dass man niemals dort war?

(mehr…)

Nummer 4 lebt oder Der Haken an der Sache

Mittwoch, Oktober 7th, 2009

Die Zahl Vier ist eine ganz unglückliche in China. Man meidet sie, wo man kann. Aus Stockwerken wird sie herausgestrichen und Telefonnummen mit ihnen will niemand haben. Zwei Vieren sind dagegen schon besser. Sie ergeben zusammen acht und das ist im Gegensatz zu seiner Hälfte die wichtigste Glückszahl. Telefonnummern kosten pro Anzahl der enthaltenen Achten immense Aufschläge.

Ich frage mich dabei, ob das erfolgreiche Spiel “Vier gewinnt” wohl in China verkauft wird und ob das Gewinnen mit einer Vier tiefenpsychologische Auswirkungen auf Herrn Lis kleinen Bälger hat.

Auf Symboltracht wird jedenfalls viel Wert gelegt in China. Die Eröffnung der olympischen Spiele am 08.08.08 galt zum Beispiel als großes Zeichen. Und dann haben sie ja auch prompt die meisten Medallien abgeräumt, die guten garantiert mindestens 16jährigen Sportlerchen mit den international abgeschotteten Dopingkontrollen.

Der 09.09.09 war auch so ein Symboltag. Die 9 hat wie die 8 stark positiv aufgeladene Bedeutung. Vereinfacht könnte man sagen, sie steht für langes Glück und Liebe in der Ehe. So waren dann auch Anfang letzten Monats die Standesämter 24 Stunden lang geöffnet. Und man drängelte sich dementsprechend, um ja von den guten Vorzeichen zu profitieren.

Warum ist denn aber nun eigentlich die 4 so unbeliebt? Das erklärt sich fix über die Sprache. Die Zahl wird sì ausgesprochen, wobei der kleine Akzenthaken zeigt, das man den Tonfall hart, kurz und nach unten gehend anzusetzen hat. Auch ist es kein langes iiii, sondern ein komprimiertes, wie am Anfang des Wortes ‘immer’.

(mehr…)

T-Time

Freitag, Oktober 2nd, 2009

Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich zur Stunde der Jahrhundert-Feier nicht anwesend sein würde. Und so ist es denn auch. Landesflucht vor der grossen 60. An die Stelle Chinas tritt ein anderer von inneren und äusseren Spannungen gezeichneter Teil Asiens: Thailand.

Der aufmerksame Leser erhebt natürlich in diesem Moment den Streberfinger und merkt an, dass ein Bericht über Thailand ja nichts in einem China-Blog zu suchen hat. Dachte ich zunächst selbst. Dann aber fiel mir eine bislang übersehene Tatsache auf: Thailand ist nicht Deutschland.

Bevor mir jetzt der totale Realitätsverlust nachgesagt und mein Pass heimlich gesperrt wird, muss ich diese Aussage kurz erläutern:
Bislang war es mir nur möglich, Herrn Li und die Mitglieder des roten Bundes der würfelnden Trinkgenossen im direkten Vergleich China vs. Deutschland zu sehen. Harte Kontraste, scharfe Ecken und viel Blitzlicht inklusive. Das gewöhnt sowohl den Schreiberling als auch den geduldigen Buchstabenzähler an eine ganz bestimmte frontale Sichtweise.
Nun aber, aus dem Reich König Bhumibol Adulyadejs bekommt alles ein farbenfrohes Licht quer von der Seite. Dem geht’s ja nebenbei zum Glück seit gestern auch schon wieder etwas besser, nachdem er die vergangenen Tage etwas angeschlagen war.

Ist Herr Li mit einem Mal einer von vielen? Sind sich womöglich Milliarden Asiaten derart ähnlich, dass die eigentlich Seltsamen wir Sauerkrauts sind? Muss sich der Blog in Zukunft viel eher mit der sich der Wirklichkeit entziehenden deutschen Mallorca-Kultur beschäftigen?

Aber fangen wir doch vorne an.
Beim Aufsetzen der Boeing auf dem Flughafen steht nach wie vor der Eindruck, der sich beim ersten Betreten der Kabine gebildet hatte: alles so freundlich hier. Und so bunt. Die Stewardess, ‘tschuldigung Flugbeiwohnerin, legt die Handflächen vor der sehr sehr kleinen Nase zusammen, neigt den Kopf und mit ihm ein wenig den Oberkörper und wünscht einen angenehmen Aufenthalt. Dasselbe tun alle ihre Kolleginnen und Kollegen, sobald man sie ansieht. Der Tourist beweist, dass er ein solcher ist und kann zur Erwiderung nur dümmlich, weil ungewohnt, grinsen. Dabei legt er eine unsichere und wenig entschlossene Teil-Nickbewegung der linken Kopfseite hin und sieht damit so aus, als habe er sich während des 4,5 stündigen Fluges verlegen. Na, die Geste zählt. Hoffentlich hieß das jetzt nichts komisches.

Auf der Rampe zwischen Flugzeug und -Hafen schlägt ihm die erste Vorahnung dessen entgegen, was ‘ein schöner Aufenthalt’ bedeuten könnte.
Bangkok, 34 Grad, 95% Luftfeuchtigkeit, das Haar schwitzt.

Bangkok

Und was ist der allererste bleibende Eindruck dieser Stadt mit dem orientalisch anmutenden Namen? Richtig-ein ordentlicher Ohrwurm.
Als Kind der 80er muss ich schames- und sonnenbrand-rot zugeben, dass ich stundenlang nichts anderes als ‘One Night in Bangkok’ im Kopf hatte. Rauf und runter gedudelt, die alte Scheibe. Nicht ganz unschuldig an dieser Tatsache dürfte der Umstand sein, dass wir wirklich nur eine einzige Nacht dort verbringen wollten, um anschließend die Inselparadiese weiter südlich im Land anzusteuern.

Nach mehrmaligem Ein- und Auschecken in verschiedenen Hotels verfestigt sich langsam aber sicher ein ganz bestimmtes Bild: so wie die Chinesen sind bei weitem nicht alle Asiaten. Kein Gehupe, kein Gespucke, man unterhält sich respektvoll leise, um andere nicht zu stören und überhaupt sieht alles deutlich westlicher und moderner aus.

‘Von Deutschland aus liegt Thailand ja gefühlt viel näher als China’ sagte letztens noch ein guter Freund. Es scheint zu stimmen. Deutscher Biergarten, alles fein sauber und Englisch können sehr viele sehr gut. Irgendwann meinte sogar Amanda ‘da hat Peking aber noch einen weiten Weg vor sich’. Da guckste.

(mehr…)

80:68, ein Exkurs

Sonntag, September 27th, 2009

Hätten sie auch noch so sehr den Thron vedient – St. Kilda musste sich Geelong in den letzten Minuten des 4. Quartes geschlagen geben. Aber was für ein Grand Final!
Es ist zwar kein Geheimnis, aber für den folgenden Beitrag muss ich es noch einmal deutlichEM in Hamburg sagen: Ich bin kein Freund des europäischen Fussballs, und ich möchte alle Fussballfreunde bitten, die folgenden offenen Worte zu entschuldigen.
Natürlich habe ich zur WM die klassischen ‘…schland’-Lieder gesungen, mein 1974 Vintage Adidas-Trikot getragen und auch zur EM mitfiebernd beim ‘Öffentlichen Schauen’, also Public Viewing auf die Leinwandprojektionen gestarrt. Es war fantastisch, irre spannend und wird für immer eine tolle Erinnerung sein.

Länderkämpfe sind spannend. Schon allein deshalb bevorzuge ich die olympischen Spiele. Schnell-Rumlaufen, auf Stangen geschobene Eisenscheiben in die Luft halten oder die Wasseroberfläche mit langen Holzpaddeln verhauen: unter dem Mantel der altgriechischen Athleten-Ehre erscheinen all diese Sportarten plötzlich interessant. Hier treten Fahnen gegeneinander an, werden Hymnen gespielt, geht es um den Wettkampf der Nationen.

Fernab dieser Großereignisse verlieren jedoch viele dieser spielerischen Schlachten ihren Reiz. Und im Falle von Fußball karikieren sie sich sogar selbst. Mein liebstes Beispiel: Wie kann man während der WM oder EM auf die Holländer schimpfen und ihnen das schnellste Versagen der Geschichte wünschen, um dann eine Handvoll Wochen später denselben Spielern Van Dingensbiergeschwängert grölend ewige Treue schwören, wenn sie in HSV-Farben ins Volksparkstadion (= BlaSponsorBla Arena) eintraben? Das entbehrt nicht einer gewissen Schizophrenie. Ein paar weitere Wochen später läuft die millionenschwere Wechsel-Dich Maschinerie an und besagter Balltreter findet sich plötzlich in einem anderen Verein wieder. Ein Kollege eines verfeindeten Clubs nimmt indes seine Stelle ein und ist einfach so ein Freund der anderen zehn.

Was ist ein HSV, Werder, Bayern München oder sonstiger Verein noch, wofür steht er? Nicht nur Spieler und Trainer wechseln mindestens jährlich und kommen aus aller Herren Länder. Sogar die Teamfarben werden verfälscht. Neuer Sponsor = neues Hemd. Da sieht ein Spieler aus Bremen auch mal gerne den Holländern ähnlich, weil er recht viel Orange auf dem Lätzchen trägt. Dieser Spieler ist dann vielleicht noch dunkelhäutig und des Deutschen kaum mächtig. Ob der überhaupt eine Ahnung hat, wofür “Sspitzer Sstein” steht? Was weiss der eigentlich von Bremen? Oder Deutschland?

Vielleicht sollte man den Begriff ‘Deutsche Bundesliga’ überdenken und die Teams nur noch durchnummerieren: ‘Sammelsurium 1, Sammelsurium 2, …”. Aber wir kommen jetzt doch arg vom Thema ab. Und wie bereits erwähnt: Meine Beziehung zum europäischen Fussball ist eher brüchig und viele Leute sehen das ganz anders. Wahrscheinlich mit Recht. Die Fussi-Dissonanz entspringt auch aus einer persönlichen Frustration. Es ist aber wirklich zu nervig, wenn man nie mitreden kann, weil es einen nunmal absolut nicht interessiert. Verdammte Bratwurst.

Hier im Land von Reis und Tee hat Fussball ebenfalls eine wachsende Bedeutung, kommt aber noch nicht so recht aus den Kinderschuhen heraus. Zweifellos wird es noch eine Weile dauern, bis ein international starkes Team erwächst. In der Zwischenzeit ist man mit den Nationalsportarten Badminton und Tischtennis sehr zufrieden. Gähn

Welch ein glücklicher Umstand also, wenn man Menschen kennt, die “untendrunter”, also Down Under geboren wurden und den neugierigen Noreuropäer mit in die Bar nehmen, um gepflegt AFL zu schauen. Von deren Existenz hatte dieser bis dato keinen blassen Schimmer. Das dieser “Australian Football League” zugrunde liegende Spiel ist gelinde gesagt faszinierend und mitreissend. Und da das gestrige Grand Final die australische Sommerpause einläutete, bleiben nunmehr jetzt Zeit und Gelegenheit, das 1858 eingeführte viktorianische Fußball dem möglicherweise ebenso unbefleckten geneigten Leser näher zu bringen.

AFL Stadion Das Spielfeld ist ein Oval, das mindestens 150m lang und 135m breit sein muss. Mindestens. In der Tat sind viele Heimfelder der Teams ganz individuell in Länge und Breite. Als regelgewöhnter Europäer (Stichwort Grashalm-Längenvermessung der FIFA) findet man daran zunächst Anstoß, entdeckt aber später eine ungewohnte Konsequenz des Begriffs “Heimvorteil”, die ganz neue Perspektiven eröffnet. Die an den spitzeren Enden des Ovals liegenden Tore bestehen aus vier vertikalen Pfosten. Und wie bei den meisten Footballarten ausser der europäischen Variante ist das Punktesystem etwas breiter gefächert. Vereinfacht kann man sagen, dass ein nicht abgefälschter Kick durch die beiden mittleren Pfosten 6 Punkte und durch die Seiten nur einen einzigen Punkt bringt.

(mehr…)

Peking ist ein gefährliches Pflaster!

Sonntag, September 13th, 2009

Was mag sich hinter dieser Überschrift verbergen? Keine Menschenrechte, Polizeistaat, Krankheiten, Fremdenhass, schädliches Essen?

IMG_8413IMG_8391DSC05411

Fürwahr, die Vorurteilge gegenüber der hiesigen Wahlheimat sind zahlreich. Wer kennt sie nicht, die Geschichten über Protestler, die nie wieder auftauchten, über Gefangene, die über Nacht zu freiwilligen Organspendern wurden, und über die Menschen, die nichs als Hundefleisch essen?

Die pilgernden Barbaren, die jeden Touristen ungefragt in dunkle Hinterhöfe ziehen, um ihnen gleissendes Schreibtischlampenlicht in die runden Westler-Augen zu leuchten, sind mir jedoch noch nicht begegnet. Überhaupt konnte ich bislang nur sehr wenig Antipathie entdecken. Nicht nur den Ausländern gegenüber, sondern auch untereinander geht man hier friedlicher miteinander um als im heimatlichen Europa. Der kommunikative Ton ist oftmals rauer und klingt auf den ersten Ton respektloser als man es von der Heimat gewohnt ist. Wirklich ablehnend aber ist er fast niemals

Natürlich hat die Freundlichkeit von Herrn Li und seinen Genossen ihre Grenzen. Was den Nationalstolz angeht, da verstehen sie keinen Spaß. Auch Authoritätspersonen wie die bereits erwähnten Freund & Helfer’schen Kollegen möchten auch als solche behandelt werden und stellen das gerne deutlich klar. Aber das ist bei Uncle Sam und seinen Homies, die uns geschichtlich bedingt ja sehr nahestehen in keinster Weise ander. Das Gefühl von Angst kommt hier so gut wie niemals auf. Warum dann also diese Überschrift? Was ist dann das angeblich Gefährliche?

_MG_8562DSC_0001IMG_9554

Mir fiel es an diesem Wochenende auf, als ich auf dem Weg zu einer KTV (Karaoke)-Verabredung im Freundeskreis ein Abkürzung durch das in der Nähe befindliche Russenviertel machte. Die vor mir liegende dunkle Gasse der kürzeren Schritte hatte etwas filmreifes. Sie wäre für jeden Location Scout aus Hollywood eine Traumadresse gewesen, um die passende Umgebung für ein sozialkritisches Gangsterdrama zu geben. Verwarloste Ecken wo man auch nur hinsah, lange Schatten zwischen den Mauerspalten und die gesamte Crew aus Michael Jackson’s Thriller Video zwischendrin. Ein Schritt in derartiges Straßengut in Miami, L.A., Frankfurt oder Hamburg Wilhelmsburg und man hat gute Chancen, die längste Zeit auf diesem Planeten gewesen zu sein.

IMG_0242DSC05435IMG_0246

In Peking aber geht man unbeeindruckt weiter und sieht sich höchstens neugierig um. Wohlwissend, dass jegliche Gefahr gleich Null ist und man sich vor nichts zu fürchten braucht. Und genau das ist dann auch das Gefährliche an Peking: Bei den Menschen, die länger hier sind ermüdet die Fähigkeit, derartige Situationen als unsicher einzustufen und lieber einen Bogen um sie zu machen. Nachts alleine durch dunkle Gassen torkeln? Kein Problem. Nicht einmal für Frauen. Abgewetzte Weggefährten vor halb zerfallenen Hochhäusern nach dem Weg fragen? Höchstens eine sprachliche Schwierigkeit. Als Hauptstadt ist Peking sehr sicher.

IMG_0133_MG_0058

Vielleicht sogar ein wenig zu sicher, angesichts hunderte tausender omnipräsenter Kameras wohin man auch gehen mag.
Aber eventuell ist das auch nur Reality-TV.
Ein bisschen wie im Film fühlt man sich hier manchmal in der Tat.

…isch

Montag, August 17th, 2009

Heute befassen wir uns einmal mit der brennenden Frage “Was ist eigentlich das Unangenehmste in China”.

Die zumeist aufgelegen Theorien umfassen Essen, Kultur, Wetter und gehen bis entzogene Menschenrechte, fehlende Freiheit oder diffus gefühlte Bedrohung.

Das Essen ist ja nun zum Grossteil so lecker wie günstig, kulturelle Unterschiede zwar vorhanden, aber nicht unerträglich und viel kleiner als man vermuten würde. Das Wetter ist fast durch die Bank weg besser als daheim und was dramatische politische Auswirkungen betrifft, sind diese deutlich stärker bei Spiegel Online zu spüren als vor Ort.

In Wahrheit ist das nervigste, anstrengendste und unverständlichste etwas viel alltäglicheres und dazu noch etwas wenig direkt chinesisches. Es handelt sich um: Englisch.

lish

Moment! ruft da der ein oder andere aufmerksame Leser – wird in China nicht vornehmlich Mandarin gesprochen?
Ja und nein. Klar unterhalten sich Herr Li und Herr Zhang in astreinem Chinesisch (zumindest wenn sie nicht gebürtig allzu weit voneinander entfernt aufgewachsen sind). Der geneigte Visainhaber jedoch kann da nicht mithalten und so wird für gemeinhin der Weg über die angelsächsische Sprachwelt gesucht und leider nur sehr selten gefunden.

Es ist mitunter unerträglich, dem akustischen Harakiri zu lauschen, das entsteht, wenn jeder das muttersprachlich mit auf den Weg gegebene Verständnis von Grammatik mit in die englische Sprache hineinbringt. Wenn man bereits seit Jahren zur Ausübung des eigenen Berufs eine bestimmte andere Sprache nutzen muss, kann ein gewisser Lerneffekt eigentlich nur mit großer aktiver Anstrengung vermieden werden, und doch ist es erstaunlich, mit welch geringem Niveau an Ausdrucksvermögen sich zuweilen zufrieden gegeben wird.

Die meisten Deutschen radebrechen mit gelernter Subjekt-Objekt-Prädikat Struktur vor sich hin, der Chinese stammelt verwirrt ohne Hilfsverben und Präpositionen, der Franzose verfleischwolft alles in seinem konsonantenverschluckenden Sprachbrei und alle drei versuchen verzweifelt dem Australier zu folgen, dessen Englisch von allzu vielen Slangwörtern geprägt ist.
welsch

Für einen Urlaub und beim abendlichen Bierchen sicherlich amüsant. Im Arbeitsalltag jedoch, wo es auf Details, stilistische Eleganz und zeitnahe Lösungen ankommt ein zum Teil zermürbendes Erlebnis mit 50% Chance auf Nichtlösbarkeit verschiedener Sachverhalte. Leute, SO schwer ist das doch nicht, möchte man da rufen. Sprachschulen gibt es übrigens auch eine ganze Menge.

“You hold it not in the head out….”

Wer macht hier eigentlich die Timings?

Montag, August 17th, 2009

Das hier ist kein Blogeintrag im eigentlichen Sinne, sondern einzig eine Beschwerde “to whom it may concern”.

Die olympischen Spiele und die Leichtathletik Weltmeisterschaften – zwei nichtalltägliche und großartige Events, die Geschichte schreiben und bei denen es sich sich lohnt, Zuschauer zu sein.

sports

Und so entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wenn man um die halbe Welt reist, nur um für das eine Event zwei Monate zu spät zu sein und dann schnell und heimlich genau dort wo man gerade her kommt das jeweils andere Event stattfindet. Mit Rekordmarken versteht sich.

Na, wenigstens hat es 2006 für die Fussball WM gereicht. Aber 2 von 3 verfehlt, so ein Mist. Was soll denn der Quatsch?

Das Fehlen von fünf Ls

Mittwoch, August 12th, 2009

Wenn man Lila Laune Bär sagen will und kein L benutzen darf, ist das was dabei rauskommt maximal eine angetrunkene Version der Realität. Und in diesem Fall sprechen wir nur von vier Ausführungen nicht vorhandener Alphabet-Teilnehmer Nummer 12.

Hell Dlalle is not amused

Beim Fehlen ganzer fünf von der Sorte präsentiert sich das Ergebnis dann entsprechend desolat. So geschehen dieser Tage in einem nicht unbedeutenden Ort an der Ostseite des Reiches der Mitte.

Hell Dlalle, Eigentümer besagter Konsonantensammlung hat B und J gegen zwei H, bzw. Dumplings gegen Fischbrötchen eingetauscht. Nur mäßig freiwillig, aber weg is weg. Und verschwundene Ls hinterlassen nuneinmal Lücken:

So versuchen Taxifahrer nun, Bieftaschen zurück zu geben, trauert eine isa, weil Kagen for everihr Godfisch fort ist und manch dummer Europäer bemerkt, dass verzogene Feundschaften eine ganz große eere hinterlassen.

Begeisterung herrschte wohl nur beim hamburgischen Empfangskommittee, dass den Kollegen, dessen liebstes chinesisches Wort ‘Jiali zong xin’ ist, wieder in die alster- und elbischen Gepflogenheiten einführen darf. Salatessen beispielsweise muss er dann wohl wieder mit der Gabel. Seufz, man kann halt nicht alles haben.

Begeisterung herrschte wohl nur beim hamburgischen Empfangskommittee, dass den Kollegen, dessen liebstes chinesisches Wort ‘Jiali zong xin’ ist, wieder in die alster- und elbischen Gepflogenheiten einführen darf. Salatessen beispielsweise muss er dann wohl wieder mit der Gabel. Seufz, man kann halt nicht alles haben.

Glücksbehausung

Dienstag, April 21st, 2009

_mg_9532Da ich der Frage

“Wie wohnt man eigentlich in China?”

nicht länger aus dem Weg gehen konnte und der Aufklärung der Welt unter die Arme greifen möchte, habe ich mal für alle Interessierten ein paar Fotos und ein Rundumsicht-Video zusammengestellt, die ihr Bestes tun, um eben diese Frage zu beantworten.

Wer genau hinsieht, kann dabei sowohl den hauseigenen Aston Martin Händler, wie auch das brennende Mandarin Oriental entdecken.

Hier also fröhlich ein paar Eindrücke des Fortune Plaza Apartment Gebäudes, das verkürzt einfach ‘Home’ heisst. Zumindest für manch weit Gereisten.

Auf der Karte Pekings ist das ganze im Übrigen hier zu finden.

Zur Galerie