Archive for September, 2009

Des Kaisers neue Kleider

Montag, September 28th, 2009

Ein Dröhnen über den Köpfen, Knattern auf der Straße, Spannung in der Luft. Drei Tage vor dem großen Ereignis steht die Welt kopf im Lande Confuzius. Am Donnerstag wird es soweit sein, dann zeigt China sein strahlendes neues Machtgesicht: Über den Tian’anmen Platz vor der verbotenen Stadt werden tausende Füße marschieren, riesige LKW-Reifen und harte Ketten die Beständigkeit des Asphaltes testen. China wird 60 und alle freuen sich. Gefälligst.

Blumen überall. An jeder Straßenecke, vor jedem großen Gebäude. Blumen, Blumen über Blumen. Meisterlich angeordnet malenMann hast Du 'ne Fahne Blütenblätter farbige Glückwünsche in die florale Pracht. Parolen zur Feier der Republik. Lampions und Fahnen tauchen die Stadt in ein tiefes Rot, das bei so manchem Fremdling Erinnerungen wachrufen, die hier nicht erwünscht sind.

Die große Sicherheit hat zugenommen. Polizei an jeder Ecke, SWAT Teams an den großen Kreuzungen und man blickt in entschlossene Gesichter hinter Stahlhelmen und Repetiergewehren mit aufgestecktem, ungeschützten Bajonett. Gepanzerte Einsatzfahrzeuge mit eingelassenen Schießscharten lassen erahnen, was das Motto des Festes sein dürfte: Wir lassen uns das Feiern nicht vermiesen. Von niemandem. Hossa.

Peking ist durch drei Kontrollringe von der Aussenwelt geschützt. Wer in die Hauptstadt möchte, muss entweder per ID beweisen, dass er dort wohnt oder einen anderen offiziell beglaubigten Grund vorzeigen, um passieren zu dürfen, während ein Rudel Schäferhunde das Fahrzeug nach Sprengstoffspuren abschnüffelt. Ein entfernter Gruß von der alten Transitstrecke. Fremde sind nicht willkommen und als Ausländer ist man gut beraten, zu allem fröhliche Miene zu machen und bestenfalls seinen Pass mit gültigem Visum immer bei sich zu tragen.

Formation über PekingJa, Aufregung schwebt in der Luft. Und viel Stahl. Donnernd und brüllend sind sie vergangenen Montag auf ihrem letzten Testflug an unserem Büro vorbeigekommen: Die formationsfliegenden Düsenjets und Kampfhubschrauber. Endlose Weiten stolzer Aerodynamik mit eingebautem inneren Rolling Stones Soundtrack. Oder dem chinesischen Pendant.

Parallel dazu walzten sich die Kolonnen der Panzer und Raketenträger über die Chang’an Street. In perfekter Koordination. Es geht voran.

Ich hatte das zweifelhafte Glück, Teile der Paradenwagen zu sehen, die sich für einen Testlauf über die abgesperrten nächtlichen Straßen bewegten. Heroische, kommunistisch inspirierte Farben und Formen waren dort zu sehen. Meterhohe Götzenbilder großer Führer der Vergangenheit und Leitbilder für die Zukunft. Atomraketen aus Pappe zeigen, was man kann. Und wer das nicht verstanden hat, wird spätestens am Donnerstag beim Anblick der realen Artillerie zu Gefühlsausbrüchen hingerissen werden. Welcher Art diese sind, dürfte aber sicherlich kulturbedingt sein.

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80:68, ein Exkurs

Sonntag, September 27th, 2009

Hätten sie auch noch so sehr den Thron vedient – St. Kilda musste sich Geelong in den letzten Minuten des 4. Quartes geschlagen geben. Aber was für ein Grand Final!
Es ist zwar kein Geheimnis, aber für den folgenden Beitrag muss ich es noch einmal deutlichEM in Hamburg sagen: Ich bin kein Freund des europäischen Fussballs, und ich möchte alle Fussballfreunde bitten, die folgenden offenen Worte zu entschuldigen.
Natürlich habe ich zur WM die klassischen ‘…schland’-Lieder gesungen, mein 1974 Vintage Adidas-Trikot getragen und auch zur EM mitfiebernd beim ‘Öffentlichen Schauen’, also Public Viewing auf die Leinwandprojektionen gestarrt. Es war fantastisch, irre spannend und wird für immer eine tolle Erinnerung sein.

Länderkämpfe sind spannend. Schon allein deshalb bevorzuge ich die olympischen Spiele. Schnell-Rumlaufen, auf Stangen geschobene Eisenscheiben in die Luft halten oder die Wasseroberfläche mit langen Holzpaddeln verhauen: unter dem Mantel der altgriechischen Athleten-Ehre erscheinen all diese Sportarten plötzlich interessant. Hier treten Fahnen gegeneinander an, werden Hymnen gespielt, geht es um den Wettkampf der Nationen.

Fernab dieser Großereignisse verlieren jedoch viele dieser spielerischen Schlachten ihren Reiz. Und im Falle von Fußball karikieren sie sich sogar selbst. Mein liebstes Beispiel: Wie kann man während der WM oder EM auf die Holländer schimpfen und ihnen das schnellste Versagen der Geschichte wünschen, um dann eine Handvoll Wochen später denselben Spielern Van Dingensbiergeschwängert grölend ewige Treue schwören, wenn sie in HSV-Farben ins Volksparkstadion (= BlaSponsorBla Arena) eintraben? Das entbehrt nicht einer gewissen Schizophrenie. Ein paar weitere Wochen später läuft die millionenschwere Wechsel-Dich Maschinerie an und besagter Balltreter findet sich plötzlich in einem anderen Verein wieder. Ein Kollege eines verfeindeten Clubs nimmt indes seine Stelle ein und ist einfach so ein Freund der anderen zehn.

Was ist ein HSV, Werder, Bayern München oder sonstiger Verein noch, wofür steht er? Nicht nur Spieler und Trainer wechseln mindestens jährlich und kommen aus aller Herren Länder. Sogar die Teamfarben werden verfälscht. Neuer Sponsor = neues Hemd. Da sieht ein Spieler aus Bremen auch mal gerne den Holländern ähnlich, weil er recht viel Orange auf dem Lätzchen trägt. Dieser Spieler ist dann vielleicht noch dunkelhäutig und des Deutschen kaum mächtig. Ob der überhaupt eine Ahnung hat, wofür “Sspitzer Sstein” steht? Was weiss der eigentlich von Bremen? Oder Deutschland?

Vielleicht sollte man den Begriff ‘Deutsche Bundesliga’ überdenken und die Teams nur noch durchnummerieren: ‘Sammelsurium 1, Sammelsurium 2, …”. Aber wir kommen jetzt doch arg vom Thema ab. Und wie bereits erwähnt: Meine Beziehung zum europäischen Fussball ist eher brüchig und viele Leute sehen das ganz anders. Wahrscheinlich mit Recht. Die Fussi-Dissonanz entspringt auch aus einer persönlichen Frustration. Es ist aber wirklich zu nervig, wenn man nie mitreden kann, weil es einen nunmal absolut nicht interessiert. Verdammte Bratwurst.

Hier im Land von Reis und Tee hat Fussball ebenfalls eine wachsende Bedeutung, kommt aber noch nicht so recht aus den Kinderschuhen heraus. Zweifellos wird es noch eine Weile dauern, bis ein international starkes Team erwächst. In der Zwischenzeit ist man mit den Nationalsportarten Badminton und Tischtennis sehr zufrieden. Gähn

Welch ein glücklicher Umstand also, wenn man Menschen kennt, die “untendrunter”, also Down Under geboren wurden und den neugierigen Noreuropäer mit in die Bar nehmen, um gepflegt AFL zu schauen. Von deren Existenz hatte dieser bis dato keinen blassen Schimmer. Das dieser “Australian Football League” zugrunde liegende Spiel ist gelinde gesagt faszinierend und mitreissend. Und da das gestrige Grand Final die australische Sommerpause einläutete, bleiben nunmehr jetzt Zeit und Gelegenheit, das 1858 eingeführte viktorianische Fußball dem möglicherweise ebenso unbefleckten geneigten Leser näher zu bringen.

AFL Stadion Das Spielfeld ist ein Oval, das mindestens 150m lang und 135m breit sein muss. Mindestens. In der Tat sind viele Heimfelder der Teams ganz individuell in Länge und Breite. Als regelgewöhnter Europäer (Stichwort Grashalm-Längenvermessung der FIFA) findet man daran zunächst Anstoß, entdeckt aber später eine ungewohnte Konsequenz des Begriffs “Heimvorteil”, die ganz neue Perspektiven eröffnet. Die an den spitzeren Enden des Ovals liegenden Tore bestehen aus vier vertikalen Pfosten. Und wie bei den meisten Footballarten ausser der europäischen Variante ist das Punktesystem etwas breiter gefächert. Vereinfacht kann man sagen, dass ein nicht abgefälschter Kick durch die beiden mittleren Pfosten 6 Punkte und durch die Seiten nur einen einzigen Punkt bringt.

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Was man hat, das hat man. Nicht.

Montag, September 21st, 2009

Auf einem unscheinbaren Parkplatz im frühen Februar 1991:
Herr Köhler lugt über den Rand seiner Brille. “In Zukunft etwas weniger forsch” sagt er bestimmt, aber nicht unfreundlich. Um die Augen zeigt sich der Hauch eines Lächelns, das den Panzer der Authorität jedoch nicht völlig zu durchbrechen vermag. Er kritzelt seine Unterschrift auf einen rosafarbenen Bogen Papier und reicht ihn nach vorne. “Dreimal falten” weist er noch an, bevor er die Tür des weissen Golf 2 öffnet und in die kühle Winterluft hinaustritt. Wenig später ist er um die nächste delmenhorster Strassenecke entschwunden.

Da war er also, der Lappen der Freiheit, das Ziel spätjugendlicher Strebsamkeit: der Führerschein Klasse 3! Von gelben Postbombern bis zu süddeutschen Vorzeigekarossen hat er mich begleitet, die ein oder andere Beule ermöglicht und dem Staat nur Gutes getan. Zumindest was Steuern und Gebühren für Parken mit oder ohne Ticket betrifft.
Die Welt schien greifbar mit ihm. Man konnte fahren wann und wohin es einem beliebte. Erst Deutschland, dann Nord- und Südeuropa, USA und sogar England, obwohl da alles etwas verdreht ist.
Führerschein Klasse 3 Aus der EG wurde die EU. Es kam der internationale Führerschein dazu, und dann wurde alles eine Scheckkarte nach amerikanischen Prinzip. Man ließ die Nummerierung der Klassen fallen und wandte sich einem undurchdringlichen Dickicht an Buchstanbenkombinationen zu. Die Welt wuchs an manchen Stellen zusammen und teilte sich an anderen, aber der rosa Bogen blieb was er war: eine überall gern gesehene Erlaubnis zur Kfz-Fortbewegung. Kein Grund also, das Format jemals einer Internationalisierung zu unterziehen, zu verbuchstabieren und/oder von Schein auf Karte zu verlegen.
Bis sein Besitzer eines Tages etwas ganz anderes verlegte – und zwar den Wohnsitz nach China.

Der mitdenkende Leser meint an dieser Stelle wahrscheinlich ‘hätte er mal doch das Format gewechselt’.
Das ist an und für sich keine schlechte Idee – immerhin klassifiziert das Land China als Nation und damit als Teil der Inter-Nationen. Aber wer hier schon hin und wieder einen Artikel gelesen hat, weiß dass man in China mit logischen Schlussfolgerungen etwas vorsichtig sein muss. Hier gilt, wie sollte es auch anders sein, der chinesische Führerschein und nur der chinesische Führerschein und sonst nix und zwar gar nix.

Die EU hingegen erlaubt chinesischen Staatsbürgern das Steuern eines Kraftfahrzeugs direkt nach Ankunft bis zu einer Dauer von 6 Monaten Aufenthalt, bevor eine EU-Fahrelaubnis erstanden werden muss. Ich möchte behaupten, dass wer immer das beschlossen hat, niemals Fussgänger auf den roten Strassen der Eitelkeiten sein durfte. Ich bitte die folgende Verallgemeinerung zu entschuldigen, aber Herrn Li unvorbereitet auf ein Strassenverkehrssystem loszulassen, das auf Um- und Rücksicht basiert, gewinnt nicht den Preis der weltbesten Idee.

Herr Li wird an der nächsten roten Ampel mit 60/h rechts abbiegen und dabei fröhlich auf sein Handy eintippen. Selbst wenn er die kreuzenden Fußgänger aus dem Augenwinkel erspähen sollte, werden sie seinen Gasfuss nicht einmal zum leichten Luften animieren. Der EU-Fussgänger aber ist es gewohnt, spontan bei Grün den Marsch über die Strasse zu beginnen, und er wird die heranrasende Gleichgültigkeit nicht einmal erahnen, bevor ihn schlagartig und recht unsaft der Kulturschock trifft.
Dem vorausschauenden weißen Ritter der Bremsfähigkeit aber soll es verwehrt bleiben, sich im Land der Hupe hinter den Airbag zu setzen? Sollte Herrn Köhlers Urteilsvermögen in Zweifel gestellt werden müssen? Wo kommen wir denn da hin? Nun, zunächst einmal nur bis zum Taxistand.

Anmeldewisch

Dass das auf die Dauer nicht weit genug ist, überrascht sicher niemanden. Es bleibt also nur eines und zwar eine neuerliche Prüfung ablegen. Wieder einmal einen Haufen Passbilder anfertigen (die Reste vom letzten VISA-Drama haben selbstverständlich das falsche Format) und gegen ein Buch eintauschen: Driver License Study Guide and Handbook. Ein 120 A4-Seiten starkes Regelwerk mit rund 1.000 dicht gedrängten Fragen in fröhlichem 11-Punkt New Courier Schriftschnitt. Und es gibt doch tatsächlich noch etwas zu lernen.

Da wird geraten, nach einer Bergabfahrt nicht sofort in ein offenes Gewässer zu fahren, damit die Bremsscheiben nicht bersten. Das Anlegen eines Gurtes empfiehlt sich nur dann, wenn das Fahrzeug welche haben sollte, und man weist ausdrücklich darauf hin, sich rasch hinter dem Lenkrad quer zu legen, wenn eine Frontalkollision unausweichlich ist. Das wär das Sicherste. Siehste, wusste ich gar nicht.

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Peking ist ein gefährliches Pflaster!

Sonntag, September 13th, 2009

Was mag sich hinter dieser Überschrift verbergen? Keine Menschenrechte, Polizeistaat, Krankheiten, Fremdenhass, schädliches Essen?

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Fürwahr, die Vorurteilge gegenüber der hiesigen Wahlheimat sind zahlreich. Wer kennt sie nicht, die Geschichten über Protestler, die nie wieder auftauchten, über Gefangene, die über Nacht zu freiwilligen Organspendern wurden, und über die Menschen, die nichs als Hundefleisch essen?

Die pilgernden Barbaren, die jeden Touristen ungefragt in dunkle Hinterhöfe ziehen, um ihnen gleissendes Schreibtischlampenlicht in die runden Westler-Augen zu leuchten, sind mir jedoch noch nicht begegnet. Überhaupt konnte ich bislang nur sehr wenig Antipathie entdecken. Nicht nur den Ausländern gegenüber, sondern auch untereinander geht man hier friedlicher miteinander um als im heimatlichen Europa. Der kommunikative Ton ist oftmals rauer und klingt auf den ersten Ton respektloser als man es von der Heimat gewohnt ist. Wirklich ablehnend aber ist er fast niemals

Natürlich hat die Freundlichkeit von Herrn Li und seinen Genossen ihre Grenzen. Was den Nationalstolz angeht, da verstehen sie keinen Spaß. Auch Authoritätspersonen wie die bereits erwähnten Freund & Helfer’schen Kollegen möchten auch als solche behandelt werden und stellen das gerne deutlich klar. Aber das ist bei Uncle Sam und seinen Homies, die uns geschichtlich bedingt ja sehr nahestehen in keinster Weise ander. Das Gefühl von Angst kommt hier so gut wie niemals auf. Warum dann also diese Überschrift? Was ist dann das angeblich Gefährliche?

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Mir fiel es an diesem Wochenende auf, als ich auf dem Weg zu einer KTV (Karaoke)-Verabredung im Freundeskreis ein Abkürzung durch das in der Nähe befindliche Russenviertel machte. Die vor mir liegende dunkle Gasse der kürzeren Schritte hatte etwas filmreifes. Sie wäre für jeden Location Scout aus Hollywood eine Traumadresse gewesen, um die passende Umgebung für ein sozialkritisches Gangsterdrama zu geben. Verwarloste Ecken wo man auch nur hinsah, lange Schatten zwischen den Mauerspalten und die gesamte Crew aus Michael Jackson’s Thriller Video zwischendrin. Ein Schritt in derartiges Straßengut in Miami, L.A., Frankfurt oder Hamburg Wilhelmsburg und man hat gute Chancen, die längste Zeit auf diesem Planeten gewesen zu sein.

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In Peking aber geht man unbeeindruckt weiter und sieht sich höchstens neugierig um. Wohlwissend, dass jegliche Gefahr gleich Null ist und man sich vor nichts zu fürchten braucht. Und genau das ist dann auch das Gefährliche an Peking: Bei den Menschen, die länger hier sind ermüdet die Fähigkeit, derartige Situationen als unsicher einzustufen und lieber einen Bogen um sie zu machen. Nachts alleine durch dunkle Gassen torkeln? Kein Problem. Nicht einmal für Frauen. Abgewetzte Weggefährten vor halb zerfallenen Hochhäusern nach dem Weg fragen? Höchstens eine sprachliche Schwierigkeit. Als Hauptstadt ist Peking sehr sicher.

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Vielleicht sogar ein wenig zu sicher, angesichts hunderte tausender omnipräsenter Kameras wohin man auch gehen mag.
Aber eventuell ist das auch nur Reality-TV.
Ein bisschen wie im Film fühlt man sich hier manchmal in der Tat.

Am Weihnachtsbaume…

Donnerstag, September 3rd, 2009

Seit drei Wochen passiert was. Und zwar an meinem Lieblingstum, dem Guomao Tower 3, von dem hier schon öfters die Rede war. Mittlerweile sind alle Bauzäune ab, umzingeln Bäume und Laternen den 500m Gigant und allabendlich darf man den in Licht gewordenen Gedanken eines LSD-Anhängers folgen.

Das größte Testbild der Welt möchte man meinen. Rhythmisch zucken Farbflächen und – zeilen über die endlosen Reihen der Stockwerke und hinterlassen Musterspuren, die zu spektral sind, um Absicht sein zu können. Dazu flitzt unablässig die ein oder andere ‘Fensterputzergondel’ mit Lampenschraubsachverständigen an der Front umher.

Abertausende dieser kleinen LEDs müssen es sein, die in bis zu acht Farben später wohl mal komplett um den Turm herumreichen. Erinnern wir uns jetzt noch an die bombastische Batman-Mond-Beleuchtungsmaschinerie, die im Kopfteil lauert, und schon ist der Brand des Oriental Mandarin Gebäudes neben dem neuen CCTV erklärt – nix Feuerwerk. Dort war das Atomkraftwerk untergebracht, das Freund Lichtorgel für den Strom braucht. Und das ist beim ersten Einschalten wohl gleich abgeraucht. Dabei sind noch nicht einmal Mieter in die unzähligen Stockwerke eingezogen. Diese haben erfahrungsgemäß Computer, Drucker, Schreibtischlampen, Wasserkocher….

Test Test am Guomao Tower 3Guomao Tower 3 gets ready

Mein persönlicher Verdacht: man rüstet sich für die in vier Wochen stattfindende 60-Jahrfeier, um den Koloss dann farbenprächtig (die vorherrschende Couleur können wir uns denken) mit Spektakel endlich zu eröffnen.

Nicht nur die Polizeipräsenz hat seit Sommerbeginn wöchentlich zugenommen, mittlerweile sperrt man auch schon am Wochenende die Chang’an Street, um sich neben den tausenden dafür gepflanzten Blumenmustern ganz dem leidenschaftlichen Militärmarsch-Testen hinzugeben. Der Rest Welt soll schließlich erstaunen, ob der Leistung der Arbeitergesellschaft.

Milimetergenau werden sich Massen an Soldaten, einem Computerprogramm gleich bewegen und dort vor der verbotenen Stadt entlang schreiten, wo Mao am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik ausrief. Ach, Herr Li, … Du hast noch so viel zu lernen über diesen Rest der Welt und was man dort für respektabel empfindet. Aber mach Du mal. Und eins und zwei…

WinWin Partnerschaften

Mittwoch, September 2nd, 2009

Die Grundlage des Schreibens eines Auslandsblogs, ist die logische Tatsache, dass man sich fern der Heimat befindet. Diese will man natürlich ab und an einmal zu Gesicht bekommen. Und das geht von Orten, die sogar noch hinter Meppen liegen natürlich sinnvoll nur auf dem Luftwege.

Wir stellen uns also folgende Situation vor: Die Buchung des Feiertags-Heimfluges ist gerade abgeschlossen, und auf der Bestätigungsseite sticht dem Reiselustigen der fröhliche Lufthansa/Sixt Partnerbanner ins Auge. Dieser verlautet partnerschaftliche Tarife und verspricht dadurch Geldsparen. Also flugs mal draufklicken.

Nach dem Aussuchen eines passenden Gefährts ist der Tari fin der Tat ganz ok: 389 Euro für 8 Tage bei 2.400 Inklusiv-km und der Option, für 1,87 Euro pro Tag noch Navi zu bekommen.

Aus Interesse daran, wieviel man als ‘Partner’ wohl spart, schauen wir einfach mal auf der Sixt.com Seite nach den regulären Preisen.

Partnertarife Lufthansa Sixt

Der reguläre Preis für dasselbe Fahrzeug im selben Zeitraum ist nur 352 Euro, mit gänzlich unlimitierten Inklusiv-km, und Navi gäbe es für 1,76 Euro pro Tag. Moment mal – das heisst ja, dass alle unpartnerschaftlich Buchenden mindestens 36 Euro sparen. Bei Navibuchung kämen nocheinmal 12 Cent pro Tag dazu! Die Europäer sind unter dieser Betrachtung auch nicht gerade logischer als die Chinesen.

Dass Lufthansa & Sixt eine WinWin Combination ist, wie man im Werbetitel lesen kann, bezieht sich wohl darauf, dass beide Firmen gewinnen, indem sie sich den Aufpreis für diejenigen teilen, die parnerschaftlich genug sind, alles zu glauben und blind zu buchen.

Wenn Partnerschaft also teuer ist, würde ich in Zukunft gerne den Gegnertarif buchen. Dabei spart man sicherlich mal so richtig!