Li Ola !

Juni 7th, 2009

Es weiss ja schon jeder, die Drachen haben es von den Pagoden gegrölt: Deguo dui Zhongguo 1:1, bzw. zu Deutsch: Kartoffel gegen Reis unentschieden.

Warm wars als man sich mitten in Shanghai nach 2006 zurückversetzt fühlte. Bei weit über 20°C und untergehender Sonne versuchte das Team aus Augen und Gehirn verzweifelt Sinn in die sich darbietende Situation zu bringen. Da sah es aus wie auf dem Heiligengeistfeld. Mit weissen Trikots bewaffnet, die dreifarbige Kriegsbemalung auf den Wangen und fahnenschwenkend quoll der Moloch der hochniveautischen Nörgelei durch die Straßen des neuen New Yorks.li ola

Auf der einen Seite die offensichtlich fröhlichen Chinesen, die es kaum erwarten konnten, die hochklassige deutsche Manschaft bewundern zu dürfen und sich vielfach selbst mit ‘Deutschland’ Schriftzügen oder Trikots schmückt. Auf der anderen Seite die ‘Wir machen euch platt’ skandierende warsteiner Großmacht. Ach, ist man da stolz auf seine Kultur. Der Taxifahrer, der uns absetzte, rief noch begeistert: “Wir werden hoch verlieren, aber Schwinstigr, Poldski, great!” und hob beide Daumen hoch. Gut, dass er sich wie die meisten anderen Chinesen das Ticket nicht leisten kann. So darf er sein ‘Du bist Deutschland’ Bild behalten.

Fussi oleVor diesem Hintergrund war es fantastisch zu sehen, wie stark sich eine auf der Fussball Weltkarte praktisch nicht vorhandene Mannschaft über die komplette Spielzeit immer wieder leichtfüssig in die gegnerische Hälfte bringt, um auszuprobieren, wo wohl das Tor stehen mag. Die zunehmende Stille der deutschen Fans und das geraune unter den tausenden ausgewiesenen Sportexperten war Anerkennung genug für das chinesische Team, das zu Recht einen Gleichstand von 1:1 gehalten hat. Die kleine rote Fanarmee drehte natürlich auf und durch und hat sich halb zu tode laolat.

Jetzt müsste man sich eigentlich mal zurücklehnen und über den Begriff ‘Freundschafts-Spiel’ philosophieren. Aber das Wort spricht nun einmal auch so für sich selbst und solle die Perspektive bestimmen, unter der man sich auf die Tribüne setzt. Hier treffen Welten aufeinander, die noch vor wenigen Jahren nicht zueinander finden durften. Der Sport ist Mittel zur Verbundenheit. Die Chinesen haben das verstanden. Und so haben wir uns dann auch zufrieden vom Platz gemacht, in unseren neutralen T-Shirts. Hiess 1:1 doch, wir haben uns beide was zu geben. Und war ein Bier in der nächsten Bar. Denn im Stadion gab es nichts. Vielleicht haben wir deshalb nicht haushoch gewonnen. Drecksmist.

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