Unter normalen Umständen ist es kein sonderlich gutes Omen für ein neues Jahr, wenn man gleich an dessen Anfang baden geht. Das Stehen der Suppe bis zum Halse ist in diesem besonderen Fall jedoch nicht nur willkommen, sondern auch noch beabsichtigt, handelte es sich doch um das JiuHua Spa & Resort.
Das sagt jetzt natürlich niemandem was, also tauchen wir mal ab in ein paar Details: Das Resort umfasst an die 16 Hotelkomplexe, die sich kuschelig um ein Auslassventil aus Jules Verne’scher Tiefe drängeln. Die Geschichte sagt nun, um es kurz zu machen, dass sich ein ehemaliger See durch Rumgerumpel der Erde unter dieselbe verdrückt hat und seitdem vor Wut qualmt. Jedenfalls so in der Art. Hier kommen natürlich unsere Freunde von der Physik ins Spiel, die mit erhobenem Zeigefinger darauf hinweisen, dass Dampf so flüchtig ist wie Bin Laden und desterweil mit dem Kopf durch die Wand ans Freie will, und zwar üblicherweise Richtung aufwärts.
Also haben unsere gelben Freunde der Geschäftstüchtigkeit einfach mal ein neues Gewässer obendraufgekübelt und fertig ist der ernergieschonendste Whirlpool der Welt. (Zumindest, wenn man die erwähnte Hotelarmada, die vier resorteigenen Monorail-Bahnen und das ewig strahlende Flutlicht abzieht).
Nun glaubt der olle Wessi hier ja nicht so einfach, dass es eine gar grandiose Idee sei, durchnässt bei minus zehn Grad Celsisus und nur mit Badehose bekleidet von einem Tümpel zum nächsten zu flitzen. Aber er ist wie immer gutgläubig genug, um das ganze an der eigenen Frostbeule zu überprüfen. (Dümmliche Kommentare sind an dieser Stelle bitte freundlichst zu unterdrücken)
Also weg mit dem Klamottenberg. Was solls, dann sind wir halt morgen mächtig krank. Wie man auf dem folgenden Foto sieht, nimmt ein mancher das mit dem Ausziehen ein wenig zu wörtlich, und so liegt auch schon mal das ein oder andere Kleidungsstück verwaist umher, das eigentlich angezogen bleiben sollte. Aber gut, andere Länder, anderes Kleidungsverständnis. Und mit dem Verständnis ist das hier in China ja so eine Sache. Da kommt oft nur Bahnhof bei heraus und den hab ich bislang noch nicht einmal gesehen.
Beim gefühlten 1000m Lauf von Umkleide zum Wasserkocher bildet sich dann auch sogleich der erste Gefrierbrand. Also fix den Bademantel runtergezittert, die Schlappen in die Ecke gepfeffert und dann schön Shrimps gespielt.
Und was soll ich sagen, es dauert nur knapp eine halbe Minute und schon spielt der Umgebungsgefrierschrank keine Rolle mehr. Die 40°C H2O tun ihre Wirkung. Und nicht nur das – wenn man nach einiger Zeit des Rumplantschens dem Koch von der Kelle springt, hält man es ganz ohne Kältegefühl und imposant qualmend wie Zenzi’s Dampfnudel bis zu zehn Minuten an der Frischhalteluft aus. Einzig die Haare machen auf Schockfrost, aber das fühlt man ja zum Glück nicht.
Nur eine Sache ist ein Problem – wenn einem so ein oller Chinese sowohl Bademantel als auch Schlappen wegklaut. Wahrscheinlich zu lange Tauchsieder geübt, der Gute.