Wenn die Bäume sich mit Lametta bewerfen und Kerzen konspirativ zu Vierergrüppchen zusammenrotten, dann steht er vor der Tür, der Erstgeborene im Sternzeichen des Advents. Und wie wir hörten, findet am Samstag vor eben diesem Tag in Chinas deutschen Botschaften das statt, was man zuhause wochenlang erschlürfen und ermampfen darf: Der Weihnachtsmarkt.
All überall auf den Pagodenspitzen sah ich nichts besonderes blitzen. Zumindest während der Taxifahrt. Aber als wir um die Ecke bogen, die verzäunte Minirepräsentanz der Heimat vor Augen, da staunten wir nicht schlecht. Es müssen etwa 60m Warteschlange in Viererreihen gewesen sein, die ungeduldig auf Einlass in den bereits vollen Innenhof der Botschaft warteten. Torsten fand sehr treffende Worte, in dem er es mit ‘Bananenausgabe in der DDR’ beschrieb (der darf sowas sagen). Und wirklich standen sie alle sehr brav an, die Peters und Achims, Tanjas und Mareikes. Aber es waren auch überraschend viele François’ und Julies, Jasons und Shirleys dort. Alle mitsamt angefreundeten, angeheirateten oder sonst wie verbundenen fröhlich hüpfenden Chinesen.
Die bunte Kulturmischung schob sich zwischen den kleinen Blockhütten und Ständen so selbstverständlich hindurch, als stünde man gemeinsam vor den Alsterarkaden, statt eingezäunt auf diplomatischem Grund und Boden auf der B-Seite der Erdscheibe. Freimütig auf deutsch einen Glühwein (am Siemens-Stand!) zu bestellen gestaltete sich zunächst etwas schwierig. Der Kopf, seit zwei Monaten an Fremdländisches gewöhnt, versucht im ersten Moment hektisch zwischen Englisch und Chinesisch hin und her zu schalten, und so bringt er ob der Irritation die fehlerfreie Bestellung nur mühsam hervor. Aber dann ist es fast wie zuhause. Sogar Becherpfand durfte man bezahlen. Ein nostalgisches Detail.
Und so haben wir uns das bunte Treiben mit einem Gefühl angesehen, das irgendwo zwischen heimischer Vertrautheit und stolzem Staunen über die Internationalität dieser Veranstaltung rangierte. Bei strahlendem Sonnenschein und 14°C, umringt von Sprach-Ratatouille und acht deutschen Köstlichkeiten auf dem Weihnachtsteller zeigt sich das Leben von der besten Seite. Leider nur eine halbe Stunde, da die Arbeit rief. Aber besser als nichts. Eine frohe erste Adventwoche euch allen.