Die konspirativen Walzertänzer

Oktober 28th, 2008

Sie tauchen abends vor den großen Hochhäusern und auf weiten Plazas auf. Sie versammeln sich, für den Kick, für den Augenblick. Und sie tanzen. Walzer, Tango, Cha-Cha. Laut hallt ihre Musik wider von den stummen steinernen Zeugen ihrer Tat.
Sie sind die Tanzgangs Pekings, eine Oase klassischen Lebensgefühls; der glimmende Funken Emotionalität in einer Stadt, die den Wandel liebt, sich dem Fortschritt verschrieben hat und für Menschlichkeit nicht bremst.

Ist es Zufall, dass man sie nicht fotografieren kann? Der mobile Ballsaal wandelt sich augenblicklich zu einer Gruppe diffus umherstehender Passanten, sobald man bereit ist, den Auslöser zu drücken. Und wenn sie weiter tanzen, steht jemand vor der Linse, ist die Speicherkarte voll oder streikt die Kamera. Vielleicht ist dies ein Abbild ihrer Tat, denn ein Gefühl lässt sich nunmal nicht festhalten, sondern nur leben. Und so verschwinden sie auch sehr bald wieder dorthin, von wo sie gekommen sind, um an einem anderen Tag an einem anderen Ort wieder aufzutauchen. Es gibt Dinge, die muss man nicht weiter verstehen.

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